Rhein-Zeitung vom 3. September 2009
Brückenturm ist eine Kunstgalerie auf Zeit

Gemälde, Skulpturen und Installationen sind im Rahmen des Erpeler Festivals an historischer Stätte zu sehen

Dunkel ragen die beiden Türme der ehemaligen Ludendorff-Brücke in den Himmel und erinnern an den Zweiten Weltkrieg, in dessen Verlauf sie zerstört wurde. Derzeit stellen insgesamt 30 bildende Künstler in dem historischen Gemäuer in Erpel Gemälde, Skulpturen und Installationen aus. »Dies ist ein Versuch, die dunkle Vergangenheit aufzuhellen und mit den Kriegsgedanken fertig zu werden«, sagt Helmut Reinelt von der Fördergemeinschaft Junger Kunst (FJK), die gemeinsam mit dem Kunst- und Kulturkreis »Ad Erpelle« das zweite Brückenfestival in Erpel initiiert.

»Flieg Engel, flieg« lautet der Titel dieser Installation von WolfRabe, die sich mit den Geschehnissen des 11. Septembers auseinandersetzt.
»Flieg Engel, flieg« lautet der Titel dieser Installation von WolfRabe, die sich mit den
Geschehnissen des 11. Septembers auseinandersetzt.

In eine Reihe unterschiedlicher Veranstaltungen eingebettet ist auch die Kunstausstellung in dem Doppelturm, die sich über fünf Etagen erstreckt. Dabei tun sich dem Besucher nicht nur geschichtliche Erinnerungen auf, die das Gebäude in sich birgt. Die Gäste dürfen auch in geheimnisvolle und mystische Welten der Kunstschaffenden, die ihre Werke den Brückentürmen auf den »Leib geschneidert haben«, eintreten.

Krieg und Frieden als Thema

Wolf Rabe arbeitet beispielsweise mit seiner Installation »Flieg Engel, flieg« den Terroranschlag des 11. September auf und fragt nach den »unerlösten Seelen«. »Am Thema Krieg und Frieden kommt man an diesem Ort nicht herum«, sagt der Künstler. Wohl sortiert und geordnet hat Anja Schindler derweil sämtliche Erinnerungen, die sie in Flaschen konserviert hat. Mit einem »Dosentelefon« überwindet der Künstler Andreas Rein die Distanz zwischen den beiden Brückentürmen, und Ulla Gmeiner gewährt Einblicke in einen Traum, in dem sie viele kleine Fundstücke aus ihrem Leben gesichert hat. »Die Kunst ist schon da«, hatte Ilse Wegmann behauptet und ein Stück des grauen Treppenaufgangs einfach eingerahmt.

Und tatsächlich stellen sich die Brückentürme schon selbst als Kunstwerk dar, das es zu entdecken gilt. Dabei zwingen die Künstler den Betrachter zum zweiten oder dritten Blick, mit dem sich noch viel mehr ausmachen lässt. Beispielsweise die Geister von Franca Perscher, die sich scheinbar aus den dicken Mauern erheben wollen. »Die Geister hatte ich zunächst gar nicht gesehen, doch plötzlich waren sie überall«, stellt Lena Stelgens, die gemeinsam mit ihrer Schulklasse die Ausstellung besuchte, fest. Die junge Frau wird übrigens dabei sein, wenn eine Schülergruppe vom Schloss Hagerhof gemeinsam mit dem Künstler Wolf Rabe die Landart-Installation »schwebende Kunsträume« am 11. September um 15 Uhr auf dem Vorplatz des Eisenbahntunnels vorstellt. Die Ausstellung in den Brückentürmen ist noch bis Sonntag, 13. September, zu sehen und zu erleben.

Tunnel vibriert – Drums erklingen

Er gehört zu den großen und international bekannten Könnern am Schlagzeug. Er studierte am Mozarteum in Salzburg. Konzertreisen führten ihn durch ganz Europa, nach Asien und in die Vereinigten Staaten. Die Werke vieler zeitgenössischer Komponisten hat er uraufgeführt. Seit 2005 unterrichtet er Schlagzeug am Konservatorium in Sassari auf Sardinien. Und am Samstag, 5. September, fliegt Ivan Mancinelli mit seinem fünfköpfigen Ensemble für das Konzert »Drummings« eigens aus Italien in Erpel ein.

Im einzigartigen Ambiente des historischen Eisenbahntunnels wird er von 19.30 Uhr an unter anderem Stücke von Steve Reich und Toshimitsu Tanaka spielen. Lichtprojektionen begleiten das Konzert.

Text und Foto: Beate Christ

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