Rhein-Zeitung vom 23. September 2009
Tunnel steht zum Verkauf:
Bahn hat Bauwerk der Gemeinde Erpel angeboten

Der alte Eisenbahntunnel hinter der einstigen Ludendorff-Brücke hat für die Gemeinde Erpel einen besonderen Stellenwert – auch wegen der Kriegsgeschichte. Doch nun soll er verkauft werden.

Die Deutsche Bahn AG hat der Gemeinde Erpel den alten Eisenbahntunnel sowie das gesamte Gelände der »Alten Bahn« zum Kauf angeboten. Das Areal erstreckt sich bis hin zur Überführung an der Jahnstraße. Ob das Angebot allerdings aus Sicht des Gemeinderates akzeptabel ist, entscheidet sich in der Sitzung am kommenden Montag, 28. September. Ortsbürgermeisterin Cilly Adenauer (CDU) schließt nicht aus, dass die Erpeler in Verhandlungen mit der Deutschen Bahn eintreten. »Wir haben schon immer Interesse bekundet«, sagt sie. Zugleich will sie aber einem Ratsbeschluss keinesfalls vorgreifen: »Ich möchte erst die Sitzung abwarten.«

Die silbernen Engel des Künstlers »WolfRabe« am Eingang zum Eisenbahntunnel erinnern noch an das Brückenfestival in Erpel. Die Deutsche Bahn AG hat der Gemeinde das Bauwerk mitsamt dem Gelände der »Alten Bahn« zum Kauf angeboten.
Die silbernen Engel des Künstlers »WolfRabe« am Eingang zum Eisenbahntunnel erinnern noch an das Brückenfestival in Erpel. Die Deutsche Bahn AG hat der Gemeinde das Bauwerk mitsamt dem Gelände der »Alten Bahn« zum Kauf angeboten.

Ein möglicher Diskussionspunkt zwischen Bahn und Gemeinde könnten durchaus die Bauwerke auf dem Gelände sein. Deren Unterhaltungszustand wird in möglichen Verhandlungen Berücksichtigung finden müssen. Es gibt Fälle, in denen die Bahn schadhafte Bauwerke übergeben hat: Die Gemeinde Dausenau im Rhein-Lahn-Kreis hat gerade einen Prozess gegen die DB Netz AG gewonnen, weil diese ihr eine Bahnbrücke überlassen hatte, die erhebliche Mängel aufwies. Für deren Beseitigung muss nun das Schienenunternehmen aufkommen - es geht um mehr als 230.000 Euro. In Erpel hat die Bahn beispielsweise für die Unterhaltung des Tunnels in den vergangenen Jahren nichts getan. Der Kunst- und Kulturkreis Ad Erpelle nutzt ihn für Veranstaltungen, unter anderem Aufführungen des Erfolgsstücks »Die Brücke«. Um die Sicherheit der Zuschauer gewährleisten zu können, hatte der Verein seinerzeit die Überprüfung finanziert.

»Für den Kunst- und Kulturkreis ist die Situation unbefriedigend«, meint Vorsitzender Edgar Neustein. Denn vor allem die Eigentumsverhältnisse für den Tunnel sind von entscheidender Bedeutung dafür, ob der Verein die Theateraufführungen fortsetzen kann oder auch Veranstaltungen wie zum Beispiel das Brückenfestival weiter möglich sind. »Wir hoffen, dass wir ›Die Brücke‹ auf jeden Fall spielen können«, sagt Neustein, »entweder weil die Gemeinde das Gelände kauft, oder weil uns die Bahn weiterhin die Nutzung des Tunnels gestattet.«

Ein Problem ist vor allem die derzeitige Unsicherheit. Der Kunst- und Kulturkreis hat für 2010 bereits Verträge für die Aufführungen geschlossen. »So etwas muss von langer Hand vorbereitet sein«, erklärt Neustein. Er geht natürlich davon aus, dass der Verein den Tunnel weiter nutzen kann, wenn die Gemeinde Eigentümer wird. Aber sollten die Verträge nicht bis 2010 geschlossen sein, wird sich der Vorstand von Ad Erpelle um eine neue Nutzungsvereinbarung bemühen müssen.

Dass die Bahn intensiv auf den Abschluss eines Kaufvertrags drängt, ist für Edgar Neustein durchaus ein wenig überraschend. Die Vorgehensweise in diesem Fall sei allerdings allein Sache der Gemeinde, betont der ehemalige Ortsbürgermeister. »Für den Verein hoffe ich auf ein gutes Ende«, sagt er. »Und ich bin ziemlich sicher, dass das funktioniert.«

Text: Sabine Balleier / Foto: Creativ

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